12. April 2023

Event-Nachlese: Labour Shortages and Skill Mismatch

“How bad will it get? What can be done?” waren die zentralen Fragen einer von 3s organisierten internationalen Expert*innen-Diskussion mit Keynote von Ken Mayhew zum derzeit besonders polarisierenden Thema Fachkräftemangel und Skill Mismatch.

Die Veranstaltung war Teil der Auftaktphase des durch das pre­sti­ge­träch­ti­ge HORIZON Europe Programm geför­der­ten drei­jäh­ri­gen Forschungsprojekts Skills2Capabilities, welches von 3s (Jörg Markowitsch) koor­di­niert wird. Ziel von Skills2Capabilities ist es zu erfor­schen, wie Qualifizierungssysteme dem Phänomen Skill Mismatch auf euro­päi­schen Arbeitsmärkten begegnen können. Das mit 2,4 Millionen Euro dotierte Projekt wird aus Perspektive des soge­nann­ten „human capability“-Ansatzes versuchen, Antworten auf drängende Fragen zum Missverhältnis zwischen vor­han­de­nen und nach­ge­frag­ten Qualifikationen und Kompetenzen zu finden. Die Bandbreite der Forschungsinteressen reicht dabei von Möglichkeiten struk­tu­rel­ler Förderung des Erwerbs zukunfts­si­che­rer Kompetenzen bis hin zu Fragen wie die Ausgestaltung von Arbeitsplätzen zur Fachkräftesicherung beitragen kann.

Gesamtes PanelKen Mayhew, eme­ri­tier­ter Professor für Bildung und Ökonomie an der Universität Oxford, wies in seiner Keynote auf die sich ver­schär­fen­de Problematik des Missverhältnisses zwischen Qualifikationsangebot und ‑nachfrage auf den euro­päi­schen Arbeitsmärkten hin, betonte aber auch, dass Panik unan­ge­bracht sei, da Politik auf sich ver­än­dern­de Arbeitswelten reagieren könne und kei­nes­wegs hilflos Dynamiken aus­ge­setzt sei. Arbeitsmärkte hätten sich bereits grund­le­gend verändert und werden dies auch weiterhin — neue Berufsprofile entstehen, alte Berufsprofile verändern sich und manche Arbeitsplätze ver­schwin­den gänzlich. Im Zentrum der Debatte sollten diese Tendenzen jedoch nicht stehen, sondern die Frage, wer Verantwortung für die not­wen­di­gen Anpassungen unserer Arbeitswelten übernimmt. In welchem Ausmaß sind es der Staat, die Unternehmen oder doch die Individuen?

Politische Entscheidungsträger*innen und Interessensvertretungen sollten sich weniger darauf kon­zen­trie­ren, zukünf­ti­ge Arbeitswelten vor­her­zu­sa­gen, sondern aktiv zu werden und diese zu gestalten. Laut Mayhew sei das große Problem der Prognosen, dass Indikatoren und Zahlen in der Debatte oft lediglich verwendet werden, um ein Argument in die eine oder andere Richtung zu lenken, jedoch ohne offen­zu­le­gen, was eigent­lich gemessen wurde – bei den Prognosemethodologien gibt es Verbesserungspotenzial. Unternehmen rät Mayhew dazu, sich nicht zu sehr auf die adäquate Lösung von Fachkräftemangel und Skill Mismatch durch staat­li­che Förderprogramme zu verlassen, sondern verstärkt zu reagieren und Arbeitskräfte eigen­stän­dig nach den eigenen Bedürfnissen aus- und weiterzubilden.

Bazant und Hogarth im GesprächAn die Keynote anschlie­ßend fand eine Expert*innendiskussion zwischen natio­na­len Interessensvertreter*innen und inter­na­tio­na­len Forscher*innen statt. Der direkte Austausch von Erfahrungen, Ideen und Praktiken von Vertreter*innen jener Bereiche, die unmit­tel­bar mit den Problemen von Skill Missmatch kon­fron­tiert sind, und jenen, die versuchen die Phänomene anwen­dungs­ori­en­tiert zu erfor­schen, stand im Zentrum der Diskussion. Die Diskussionsteilnehmer*innen waren Ursula Bazant (Leiterin des Bereichs Bildung und Ausbildung bei der ÖBB Infrastruktur AG), Petya Ilieva-Trichkova (Professorin am Institut für Philosophie und Soziologie der bul­ga­ri­schen Akademie der Wissenschaften (IPS-BAS)), Manuela Vollmann (Gründerin der Social-Profit-Organisation ABZ* Austria), Terence Hogarth (Professor an der Universität Warwick und Forschungsleiter am Warwick Institute of Employment Research (IER)) sowie Johannes Schweighofer (Leiter der Abteilung für inter­na­tio­na­le Arbeitsmarktpolitik und ‑forschung im öster­rei­chi­schen Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft). Moderiert wurde die Diskussion von Didier Fouarge, Professor an der Universität Maastricht und Direktor des Forschungszentrums für Bildung und Arbeitsmarkt (ROA).
Vollmann und Fouarge im GesprächAus Perspektive der ÖBB, die aufgrund von Fachkräftemangel und Qualifikationsdefiziten bereits Maßnahmen ergreifen mussten, und dem ABZ* Austria, das an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer*innen aktiv ist, wurden auf­schluss­rei­che Einblicke zum Status Quo der Problematik auf dem öster­rei­chi­schen Arbeitsmarkt gegeben. Aus wis­sen­schaft­li­cher Sicht wurden Herausforderungen in der Erstellung von hand­lungs­wei­sen­den Fachkräfteprognosen the­ma­ti­siert, was schon im Umgang mit Konzeptdefinitionen wie „Fähigkeiten“ und „Kompetenzen“ beginnt. Aber auch bevor es gelingt, den Qualifikationsbedarf — auf natio­na­ler, regio­na­ler und sek­to­ra­ler Ebene — laufend exakt zu pro­gno­sti­zie­ren, werden in der Diskussion bereits bekannte Ansatzpunkte und Handlungsfelder skizziert, die den Umgang mit dem anste­hen­den Wandel unter­stüt­zen: die Förderung des Erwerbs von trans­ver­sa­len Kompetenzen, bewusst­seins­för­dern­de Angebote zur Ansprache erwach­se­ner Lernender und Gestaltung moti­vie­ren­der, erwach­se­nen­ge­rech­ter Lernangebote, Weiterbildung der Lehrenden, Stärkung des Austauschs und der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Bildungsanbietern und Expert*innen, Anerkennung des Wertes des Lernens am Arbeitsplatz und der Auswirkungen der Arbeitsplatzgestaltung, damit die Fähigkeiten des Einzelnen in der Praxis ange­wen­det werden können.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer*innen für die rege Mitwirkung und das große Interesse an der Veranstaltung und nehmen uns vor, den Gedankenaustausch zwischen Stakeholdern und Forschenden zum Thema Fachkräftemangel und Skill Mismatch im Rahmen des Skills2Capabilities-Projekts weiterhin zu suchen und zu fördern.

image by Daniela Klemencic


Ansprechperson: Jörg Markowitsch

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