PIAAC Expert:innenbericht

2025

STATISTIK AUSTRIA (Hg.)

PIAAC. Grundkompetenzen von Erwachsenen 2022/23. Expert:innenbericht

Wien: Statistik Austria

Der Expert:innenbericht prä­sen­tiert vertiefte Auswertungen auf Grundlage der aktuellen PIAAC-Erhebung 2022/23 (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) und wurde von Autor:innen aus unter­schied­li­chen wis­sen­schaft­li­chen Disziplinen erar­bei­tet. In insgesamt zwölf Beiträgen werden viel­fäl­ti­ge the­ma­ti­sche Schwerpunkte behandelt, wobei der Schwerpunkt über­wie­gend auf Österreich liegt. Einzelne Analysen beziehen darüber hinaus aus­ge­wähl­te Vergleichsländer ein und erweitern den Blick um eine inter­na­tio­na­le Dimension. Mit seinen dif­fe­ren­zier­ten Befunden schafft der Sammelband eine solide Grundlage für die Diskussion möglicher Maßnahmen sowie für die Ableitung pra­xis­ori­en­tier­ter Handlungsempfehlungen.

Günter Hefler und Eva Steinheimer haben zwei Beiträge für den Band verfasst

4 – Arbeitsplatzlernen, Arbeitsplatzqualität und Lesekompetenz Lösen komplexer Aufgaben am Arbeitsplatz als Leitindikator des Lernens am Arbeitsplatz im inter­na­tio­na­len Vergleich. S. 102–133.

  • Der Beitrag ana­ly­siert, inwiefern Arbeitsplätze als Lernorte zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Lesekompetenzen im Erwachsenenalter beitragen und ob Veränderungen in der Arbeitsorganisation – ins­be­son­de­re beim Anteil an Tätigkeiten, die komplexes Problemlösen erfordern – die sta­gnie­ren­den bzw. rück­läu­fi­gen PIAAC-Lesekompetenzergebnisse erklären können.
  • Auf Basis von PIAAC-Daten (2011/12 und 2022/23) aus neun euro­päi­schen Ländern zeigt die Analyse deutliche Unterschiede: Während der OECD-Durchschnitt einen klaren Anstieg lern­för­der­li­cher Arbeitsplätze aufweist, blieb dieser Wandel in Österreich, Tschechien und der Slowakei aus, was mit rück­läu­fi­gen Lesekompetenzen korrespondiert.
  • Die Ergebnisse verweisen auf eine Korrelation zwischen dem Anteil komplexer Problemlöseanforderungen am Arbeitsplatz und der Entwicklung der durch­schnitt­li­chen Lesekompetenzen; Länder mit weniger starkem Ausbau lern­för­der­li­cher Arbeitsplätze ver­zeich­nen zugleich schlech­te­re Ergebnisse in Bezug auf Lesekompetenz.
  • Lernförderliche Arbeitsplätze sind ein zentraler Faktor der Arbeitsplatzqualität, da sie infor­mel­les Lernen ermög­li­chen und die Erhaltung von Kompetenzen über die Lebensspanne unter­stüt­zen; poli­ti­sche Strategien sollten daher Arbeitsplatzgestaltung, Möglichkeiten zum Lernen am Arbeitsplatz und Weiterbildungsförderung adressieren.

9 – Haben wir die passenden Angebote? PIAAC-Ergebnisse zu Opportunitätsstrukturen der Weiterbildung für Erwachsene mit geringen Lesekompetenzen. S. 238–267.

  • Rund 1,7 Mio. Erwachsene in Österreich (29 % der 16- bis 65-Jährigen) verfügen laut PIAAC 2022/23 über eine sehr geringe Lesekompetenz; dies betrifft sowohl formal gering Qualifizierte als auch Personen mit mittlerem oder hohem Abschluss, wobei der Erstsprachhintergrund (Deutsch ja/nein) eine zentrale Rolle spielt.
  • Erwachsene mit geringer Lesekompetenz betei­li­gen sich deutlich seltener an Weiterbildung: nur 16,6 % an non-formaler Weiterbildung (vs. 41,1 % bei höherer Kompetenz); formal Geringqualifizierte weisen besonders niedrige Teilnahmeraten auf, etwas höher bei Personen ohne Deutsch als Erstsprache.
  • Weiterbildungsbeteiligung kon­zen­triert sich auf wenige Kursarten (v. a. Sprachkurse, ins­be­son­de­re Deutsch, sowie Maschinenbedienkurse), während typische betrieb­li­che Weiterbildungsangebote kaum genutzt werden; formale Weiterbildung bleibt stark selektiv, und Österreich liegt bei nach­träg­li­chen Bildungsabschlüssen nur im unteren OECD-Mittelfeld.
  • Die Daten legen nahe, dass mangelnde Lesekompetenz und fehlende attrak­ti­ve bzw. zugäng­li­che Angebote die Teilnahme begrenzen; empfohlen werden arbeits­platz­na­he Formate, syste­ma­ti­sche Outreach-Strategien, ziel­grup­pen­spe­zi­fi­sche nicht-beruf­li­che Angebote sowie eine stärkere Systematisierung des großen Weiterbildungssegments Deutsch als Zweitsprache.