Arbeit neu sehen: Einladung zum ersten Wiener Arbeitsfilmfestival
Vom 19. bis 23. Mai 2025 findet im Stadtkino Wien erstmals das Wiener Arbeitsfilmfestival statt – und schafft damit ein neues Forum für künstlerische und gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit Arbeit, Beruf und Bildung. Eine Woche lang zeigt das Festival internationale Spiel- und Dokumentarfilme, die unterschiedliche Branchen, Berufe und Lebensrealitäten sichtbar machen – von der Pflege bis zur Logistik, von der Fahrzeugindustrie bis zum Einzelhandel.
Während Arbeitsfilmfestivals international bereits erfolgreich etabliert sind – etwa in Frankreich, Skandinavien oder dem angelsächsischen Raum –, ist das Wiener Arbeitsfilmfestival das erste seiner Art in Österreich. Es setzt damit einen wichtigen Impuls, um die Themen Arbeit und Bildung stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Arbeit, Identität, Widerstand – Filme, die bewegen
Das Festival verwebt filmische Ästhetik mit politischer Reflexion. Es bietet die Möglichkeit, herausragende Beiträge von Filmemacher*innen, die sich intensiv mit der Arbeitswelt beschäftigen, wiederzusehen sowie aktuelle Beiträge erstmals in Österreich zu sehen.
Damit offeriert das Festival vielfältige Zugänge zu gegenwärtigen Herausforderungen: Wie wird Arbeit in einer sich wandelnden Gesellschaft wahrgenommen? Welche neuen Formen der Ausbildung und Berufsausübung entstehen? Wie sieht eine gerechtere Zukunft von Arbeit aus?
Auswahl der gezeigten Filme
Den Auftakt macht Harun Farockis Arbeiter verlassen die Fabrik (1995) im Double-Feature mit Zum Vergleich (2009), einem filmischen Experiment, das ohne Kommentar oder Wertung lokale Produktionsprozesse in unterschiedlichen Ländern anhand des ältesten und wichtigsten Baumaterials gegenüberstellt: dem Mauerziegel. Aus der preisgekrönten Arbeitstrilogie von Stéphane Brizé, in der Vincent Lindon jeweils in unterschiedlichen Rollen brilliert, läuft Der Wert des Menschen (2015), der das Publikum in die Realität eines über 50-jährigen Arbeitslosen eintauchen lässt, der sich in einem zunehmend unmenschlichen Arbeitsmarkt behaupten muss. Laura Carreira schildert in ihrem Spielfilmdebüt On Falling (2024) – in der Tradition von Ken Loach – die prekären Arbeitsbedingungen einer Migrantin in einem britischen Warenlager, geprägt von unermüdlicher Effizienzüberwachung und sozialer Isolation. Den Abschluss bildet Homecoming (2023), der dritte Teil der lakonisch-monumentalen Youth-Trilogie von Wang Bing – ein eindrucksvolles Langzeitporträt junger Textilarbeiter:innen in China. Zwischen harter Fabrikarbeit und der alljährlichen Heimreise zum Neujahrsfest werden die Hoffnungen, Ängste und Unsicherheiten einer Generation sichtbar, deren Zukunft von wirtschaftlichen Umbrüchen geprägt ist.
Schwerpunktthema 2025: Umwelt. Konsum. Arbeit.
Die erste Festivalausgabe rückt zudem unter dem Motto „Umwelt. Konsum. Arbeit“ insbesondere die Bedingungen der Lebensmittelproduktion und das Konsumverhalten sowie deren Auswirkungen auf Arbeits- und Umweltverhältnisse in den Mittelpunkt.
Bottlemen (2023) begleitet in eindrucksvollen Aufnahmen die titelgebenden „Bottlemen“, Männer, die auf Europas größter Mülldeponie in Belgrad Plastikflaschen für die Wiederverwertung sammeln – harte Arbeit in einer toxischen Umgebung, deren Tage jedoch gezählt sind (Wienpremiere). The Pickers – Bittere Früchte (2024) bringt die oft unsichtbaren Wanderarbeiter:innen auf die Leinwand, die unter prekären Bedingungen Europas Felder bestellen, und stellt die Frage, welchen Preis unser Konsum hat. Im Spielfilm The Store (2023) kommen die Themen Umwelt, Konsum und Arbeit schließlich zusammen: Kund:innen, die sich um das billigste Angebot prügeln, Obdachlose, die in Abfallcontainern nach Verwertbarem suchen, und Angestellte, die um Null-Stunden- Verträge kämpfen. Die schwedische Regisseurin Ami-Ro Sköld schuf mit The Store einen immersiven, genreübergreifenden Film, der mutig Stop-Motion-Animation mit Live-Action kombiniert (Österreichpremiere).
Rahmenprogramm – neue Perspektiven eröffnen
Neben den Filmvorführungen finden Gespräche mit Filmschaffenden, Podiumsdiskussionen sowie ein Rahmenprogramm mit Berufsinformations- und Rekrutierungsfilmen statt. Dadurch wird der interdisziplinäre Austausch zwischen Filmschaffenden, Bildungsakteur:innen und Vertreter:innen der Arbeitswelt gefördert.
Das Wiener Arbeitsfilmfestival möchte bestehende Bilder und Vorstellungen von Arbeit hinterfragen, Debatten anstoßen und gleichzeitig neue Zielgruppen ansprechen – insbesondere Menschen, die bisher Programmkinos selten besuchen oder von sozialer Benachteiligung betroffen sind. Besonders eingeladen sind Jugendliche, Lehrlinge, Erwachsene in Ausbildung und alle, die sich für Arbeit, Bildung und soziale Gerechtigkeit interessieren.
Als Teil des Future Fit Festivals (waff) und Dank der Kooperation mit der AK Wien finden viele Vorstellungen bei freiem Eintritt statt.
Das vollständige Programm finden Sie unter: www.arbeits-film-festival.at
Ansprechperson: Jörg Markowitsch

