24. April 2025

Arbeit neu sehen: Einladung zum ersten Wiener Arbeitsfilmfestival

Ein neues Forum für Film und Arbeitswelt in Österreich. Eine Arbeitswoche lang zeigt das Festival internationale Spiel- und Dokumentarfilme und macht Branchen, Berufe und Lebensrealitäten sichtbar. Im Begleitprogramm gibt es mehr zum politischen Hintergrund.

Vom 19. bis 23. Mai 2025 findet im Stadtkino Wien erstmals das Wiener Arbeitsfilmfestival statt – und schafft damit ein neues Forum für künst­le­ri­sche und gesell­schafts­kri­ti­sche Auseinandersetzung mit Arbeit, Beruf und Bildung. Eine Woche lang zeigt das Festival inter­na­tio­na­le Spiel- und Dokumentarfilme, die unter­schied­li­che Branchen, Berufe und Lebensrealitäten sichtbar machen – von der Pflege bis zur Logistik, von der Fahrzeugindustrie bis zum Einzelhandel.

Während Arbeitsfilmfestivals inter­na­tio­nal bereits erfolg­reich etabliert sind – etwa in Frankreich, Skandinavien oder dem angel­säch­si­schen Raum –, ist das Wiener Arbeitsfilmfestival das erste seiner Art in Österreich. Es setzt damit einen wichtigen Impuls, um die Themen Arbeit und Bildung stärker ins öffent­li­che Bewusstsein zu rücken.

Arbeit, Identität, Widerstand – Filme, die bewegen

Das Festival verwebt filmische Ästhetik mit poli­ti­scher Reflexion. Es bietet die Möglichkeit, her­aus­ra­gen­de Beiträge von Filmemacher*innen, die sich intensiv mit der Arbeitswelt beschäf­ti­gen, wie­der­zu­se­hen sowie aktuelle Beiträge erstmals in Österreich zu sehen.

Damit offeriert das Festival viel­fäl­ti­ge Zugänge zu gegen­wär­ti­gen Herausforderungen: Wie wird Arbeit in einer sich wan­deln­den Gesellschaft wahr­ge­nom­men? Welche neuen Formen der Ausbildung und Berufsausübung entstehen? Wie sieht eine gerech­te­re Zukunft von Arbeit aus?

Auswahl der gezeigten Filme

Den Auftakt macht Harun Farockis Arbeiter verlassen die Fabrik (1995) im Double-Feature mit Zum Vergleich (2009), einem fil­mi­schen Experiment, das ohne Kommentar oder Wertung lokale Produktionsprozesse in unter­schied­li­chen Ländern anhand des ältesten und wich­tig­sten Baumaterials gegen­über­stellt: dem Mauerziegel. Aus der preis­ge­krön­ten Arbeitstrilogie von Stéphane Brizé, in der Vincent Lindon jeweils in unter­schied­li­chen Rollen brilliert, läuft Der Wert des Menschen (2015), der das Publikum in die Realität eines über 50-jährigen Arbeitslosen ein­tau­chen lässt, der sich in einem zunehmend unmensch­li­chen Arbeitsmarkt behaupten muss. Laura Carreira schildert in ihrem Spielfilmdebüt On Falling (2024) – in der Tradition von Ken Loach – die prekären Arbeitsbedingungen einer Migrantin in einem bri­ti­schen Warenlager, geprägt von uner­müd­li­cher Effizienzüberwachung und sozialer Isolation. Den Abschluss bildet Homecoming (2023), der dritte Teil der lakonisch-monu­men­ta­len Youth-Trilogie von Wang Bing – ein ein­drucks­vol­les Langzeitporträt junger Textilarbeiter:innen in China. Zwischen harter Fabrikarbeit und der all­jähr­li­chen Heimreise zum Neujahrsfest werden die Hoffnungen, Ängste und Unsicherheiten einer Generation sichtbar, deren Zukunft von wirt­schaft­li­chen Umbrüchen geprägt ist.

Schwerpunktthema 2025: Umwelt. Konsum. Arbeit.

Die erste Festivalausgabe rückt zudem unter dem Motto „Umwelt. Konsum. Arbeit“ ins­be­son­de­re die Bedingungen der Lebensmittelproduktion und das Konsumverhalten sowie deren Auswirkungen auf Arbeits- und Umweltverhältnisse in den Mittelpunkt.

Bottlemen (2023) begleitet in ein­drucks­vol­len Aufnahmen die titel­ge­ben­den „Bottlemen“, Männer, die auf Europas größter Mülldeponie in Belgrad Plastikflaschen für die Wiederverwertung sammeln – harte Arbeit in einer toxischen Umgebung, deren Tage jedoch gezählt sind (Wienpremiere). The Pickers Bittere Früchte (2024) bringt die oft unsicht­ba­ren Wanderarbeiter:innen auf die Leinwand, die unter prekären Bedingungen Europas Felder bestellen, und stellt die Frage, welchen Preis unser Konsum hat. Im Spielfilm The Store (2023) kommen die Themen Umwelt, Konsum und Arbeit schließ­lich zusammen: Kund:innen, die sich um das billigste Angebot prügeln, Obdachlose, die in Abfallcontainern nach Verwertbarem suchen, und Angestellte, die um Null-Stunden- Verträge kämpfen. Die schwe­di­sche Regisseurin Ami-Ro Sköld schuf mit The Store einen immersi­ven, gen­re­über­grei­fen­den Film, der mutig Stop-Motion-Animation mit Live-Action kom­bi­niert (Österreichpremiere).

Rahmenprogramm – neue Perspektiven eröffnen

Neben den Filmvorführungen finden Gespräche mit Filmschaffenden, Podiumsdiskussionen sowie ein Rahmenprogramm mit Berufsinformations- und Rekrutierungsfilmen statt. Dadurch wird der inter­dis­zi­pli­nä­re Austausch zwischen Filmschaffenden, Bildungsakteur:innen und Vertreter:innen der Arbeitswelt gefördert.

Das Wiener Arbeitsfilmfestival möchte bestehen­de Bilder und Vorstellungen von Arbeit hin­ter­fra­gen, Debatten anstoßen und gleich­zei­tig neue Zielgruppen anspre­chen – ins­be­son­de­re Menschen, die bisher Programmkinos selten besuchen oder von sozialer Benachteiligung betroffen sind. Besonders ein­ge­la­den sind Jugendliche, Lehrlinge, Erwachsene in Ausbildung und alle, die sich für Arbeit, Bildung und soziale Gerechtigkeit interessieren.

Als Teil des Future Fit Festivals (waff) und Dank der Kooperation mit der AK Wien finden viele Vorstellungen bei freiem Eintritt statt.

Das voll­stän­di­ge Programm finden Sie unter: www.arbeits-film-festival.at


Ansprechperson: Jörg Markowitsch

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